Bericht
Riderman-Einzelzeitfahren 2003
Eigentlich war das Thema Riderman für mich nach dem letztjährigen Start schon gestorben. Denn ich mußte mich damals wirklich extrem den 14%igen Anstieg nach Öfingen hoch quälen. Dann hat mich allerdings Jens Seemann während dem Lelystad-Wochenende darauf aufmerksam gemacht, daß dieses Jahr die Strecke entschärft wird und ohne den mittleren, härtesten Anstieg stattfindet. Endgültig für eine Teilnahme entschieden habe ich mich allerdings erst, als die Wettervorhersage Chancen auf eine regenfreie Fahrt erkennen ließ. Zwei Ziele hatte ich mir für dieses Rennen gesetzt :
1. Diesmal die absolute Bestzeit hinzulegen, denn letztes Jahr schob sich noch ein Teilnehmer aus dem Rennradsektor vor mich. Dies allerdings, so habe ich erst dieses Jahr erfahren, nur deshalb, weil er mit dem vor ihm gestarteten Windschatten gefahren ist. Bei der ebeneren Strecke waren die Chancen diesmal aber nicht schlecht, in jedem Fall vorne liegen zu können. Und
2. meine letztjährige Vmax von 107,8 km/h in der letzten Abfahrt noch zu toppen !
Diesmal startete ich nicht zusammen mit den Nachgemeldeten, sondern wurde als absolut letzter auf die Strecke geschickt. Ich bemühte mich noch, im Vorfeld eine Polizeibegleitung zu organisieren, denn bei solchen extremen Geschwindigkeiten kann doch so einiges passieren. Nach einer ausgiebigen Streckenanalyse per Auto und Mountainbike nahte schließlich der Start um 15 Uhr.
Wie schon letztes Jahr wollte ich nicht von der Rampe starten, da die Bodenfreiheit dafür einfach zu knapp bemessen ist. Jedoch waren die Gummimatten mit der Zeitnehmung diesmal zu knapp an der Rampe, sodaß die Gitter für einen Start seitlich der Rampe nach längerer Diskussion minimal verschoben wurden. Ich versuchte schließlich zu starten, blieb aber doch glatt an einer dieser Gummimatten mit dem Fuß hängen und hatte keine Chance mehr.. ich krachte auf die rechte Seite und versuchte nun, so schnell wie möglich vor einer Traube von Zuschauern wieder auf die Räder und Beine zu kommen. Für den zweiten Startversuch ließ mir der für den Start Zuständige keine Wahl und bestimmte in Befehlston, daß er mich nun beim Start hält und ich schon in die Pedale einklicken soll !! Etwas genervt willigte ich schließlich ein, es kam aber, was kommen mußte : ich lag auch diesmal schon nach 2m wieder auf der Seite - wie soll so ein Typ ohne jegliche Ahnung auch wissen, wo und wie lange man so ein Fahrrad halten muß!?
Nun hatte ich aber genügend Wut im Bauch und bekanntlich sind ja alle guten Dinge drei! Ich stellte also mit genervtem und sicher nicht zu leisen Ton klar, daß ich nun wieder allein starte, und plötzlich kam doch glatt jemand und konnte mich ohne Probleme per Handstoppung messen.
Der dritte Start sollte nun also auch klappen. Wie mir nach dem Rennen meine Freundin, die sich unter die Zuschauer gemischt hatte, berichtete, waren sich die meisten einig, daß ich wahrscheinlich nicht durch die erste Kurve komme, geschweige denn bis ins Ziel! Und starker Wind wurde auch noch von der Strecke gemeldet....
Dies alles bekam ich jedoch beim Start noch nicht mit und konzentrierte mich ganz auf mein Rennen. Die Motorradbegleitung mit Blaulicht klappte bereits ab dem Ortsende von Bad Duerrheim perfekt und wurde auch des öfteren dringend benötigt, da z.B. Autos der Organisation plötzlich entgegen kamen oder ganze Trauben von Rennradlern bereits auf der Strecke für das Rennen am Sonntag trainierten.
Den ersten Teil kannte ich größtenteils von letztem Jahr, dann kamen allerdings statt der Steigung nach Öfingen einige ganz schmale und verdreckte 90Grad-Kurven, die ich mit stark reduziertem Tempo von etwa 35km/h auf Nummer sicher nahm. Es folgte eine dem Seitenwind stark ausgesetzte Straße, was mich aber mit ausreichend Adrenalin und Wut nicht sonderlich viel kümmerte. Ich konzentrierte mich voll auf mein Highlight, die abschließende Abfahrt nach Bad Duerrheim.
Ich versuchte oben einigermaßen schnell auf Tempo zu kommen, sah allerdings wenig Chancen für eine neue Rekordgeschwindigkeit, da sich beim Start die Verkleidung etwas verhakt hatte und eine große Fuge aufwies. Ich dachte diesmal nicht eine Sekunde an ein vorzeitiges Abbremsen, nahm so weit möglich die Ideallinie und kam trotz deutlich stärkerem Wind als letztes Jahr auf 109,3 km/h !!!! 1,5 km/h mehr !!!!
Meine Zeit betrug 27´46´´, was bei 20,5km einem Schnitt von 44,3km/h entspricht und diesmal auch mit Abstand die schnellste Zeit bleiben sollte. Bernhard Böhler mit einem heckverkleideten M5 kam auf den achten Gesamtrang mit einer Zeit von 28´43´´. Der Profi Jörg Ludewig vom Team Saeco fuhr die beste Rennrad-Zeit mit 28´14´´, der beste Nicht-Profi Frank Scherziger erreichte 28´17´´.
Eine nochmalige Teilnahme möchte ich aber stark in Frage stellen, denn die Organisatoren waren eigentlich ohne Ausnahme genervt und komplett ohne Verständnis für Liegeradler, insbesondere mit Vollverkleidung. Auch Siegerehrung für Liegeradler ist bei dieser Veranstaltung Fehlanzeige, was ich aber bereits von letztem Jahr schon wußte. Lediglich die Polizisten der Motorradbegleitung waren begeistert, hatten sie doch des öfteren einen Schreck bekommen, wenn ich ihnen mit bis über 100km/h hinterher gejagt bin ( für die Skeptischen: Nein, ich hatte keinen Windschatten! ).
Dennoch hoffe ich, daß vielleicht einmal mehr Liegeradler teilnehmen und sich dann die Akzeptanz etwas vergrößern wird.