Bericht
Weltmeisterschaft 2003 in Friedrichshafen
Bevor nach dem folgenden Bericht vielleicht die Meinung aufkommt, die WM wäre wegen diverser Umstände ein Reinfall gewesen, hier gleich mal eine Kurzzusammenfassung:
Auch wenn so manches schiefgelaufen ist und v.a. auch das Wetter allen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, haben doch alle Rennen einen Riesenspaß gemacht. Ich hatte auch immer den Eindruck, daß die Organisation bemüht war, wirklich das beste aus der WM zu machen.
Nachdem also monatelang extreme Hitze herrschte, mußte ausgerechnet an diesem Wochenende das Wetter in teils sintflutartigen Dauerregen umschlagen. Nachdem die Alltagswettbewerbe schon gelaufen waren, begann für mich die WM mit dem 4300 m Rennen am Samstag, den 30.8.03. Ursprünglich wollte ich mit Magic Scooter 2 starten, aber nach kurzer Besichtigung der Strecke war klar, daß auf diesem Kurs eine Federung unerläßlich ist. Zudem waren die vier 90°-Kurven des gut einen km langen Kurses, der dreimal zu durchfahren war, derart eng und teils noch mit Verkehrsinseln verschmälert, daß ich das Sturzrisiko sehr hoch einschätzte und von vorneherein nur mit Magic Scooter 1 an den Start ging.
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Nach nur kurzem Einfahren mit Mountainbike und Regenschirm (!) ging es dann auf die Strecke. Vor allem in und nach den Kurven fühlte ich mich extrem langsam und hatte keinen rechten Spaß dabei, als plötzlich einige Leute auf der Straße standen und mich zum Stoppen brachten: Die Zeitmessung funktionierte nämlich nicht. So mußte ich am Ende der Gruppe noch einmal an den Start! Und das war mein Glück! Ich konnte mir nun einigermaßen ausmalen, wo und wie ich noch Zeit holen könnte. Und so riskierte ich beim zweiten Lauf dann alles und versuchte, jede Kurve mit maximal möglichem Tempo anzufahren, wohlgemerkt bei ziemlich nasser Fahrbahn!
Noch dachte ich nichts dabei, hatte ich doch auf den Geraden auch nur um die 60 erreicht. Nach Rückkehr zur Basis ( mein VW-Bus ) nannte mich jedoch jemand "Ymte-Bezwinger" und erklärte mir, daß ich der Schnellste war ( was ich erstmal gar nicht glauben wollte ). Mein Durchschnittstempo betrug 44,7 km/h gegenüber 42,6 km/h von Ymte Sybrandy als schnellster Teilverkleideter.
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Als nächstes war dann das Rundstreckenrennen angesagt! Es gab zwei Gruppen mit jeweils etwa 30 Startern, Renndauer 1,5 Stunden. Ich rechnete bei diesem Kurs mit so vielen Fahrern mit dem Schlimmsten und daher war mein oberstes Ziel, sturzfrei zu bleiben. Schließlich hatte ich ja meine Freundin dabei, die mich möglichst in einem Stück wieder mit heim nehmen wollte.
Den Start erwischte ich erwartungsgemäß schlechter als die Unverkleideten und mußte von vorne herein der Meute hinterherfahren, was sich gerade in den Kurven als extremes Handicap herausstellte. Die höhere Masse durch die Verkleidung sowie weniger Atemluft und schlechtere Sicht verhinderten dann auf den relativ kurzen Geraden ein Überholen der Führenden. Lange Zeit auf ca. Platz 5 bin ich dann schließlich die letzte halbe Stunde ohne Aussicht auf einen Sieg nur noch mitgefahren und auf Platz 10 zurückgefallen.
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Für den darauffolgenden Sonntag hatte ich eigenlich geplant, nach Nürnberg zu fahren, um beim dortigen Altstadtrennen teilzunehmen. Jedoch war das Wetter derart unsicher, daß ich nicht wußte, ob ich überhaupt irgendwo starten kann. So blieb ich also in Friedrichshafen und wartete, wie sich das Wetter entwickeln würde. Bei der Streckenbesichtigung per Mountainbike noch ohne Probleme fing es dann aber so extrem zu regnen an, daß an einen Start für mich nicht zu denken war.
Die Räder hatte ich dann eigentlich schon wieder eingepackt, da hörte der Regen plötzlich auf und ich bereitete mich in einer Blitzaktion doch noch auf einen Start vor. Nachdem mich der schmale Radweg zum Start durch die beschlagene Scheibe fast zum Wahnsinn getrieben hat, konnte ich dann ohne mich eigentlich warmgefahren zu haben, einen ordentlichen Lauf hinlegen : 71,5 km/h. Zweiter Rang nach Hans Wessels mit 72,1 km/h.
Beim zweiten Lauf war die Scheibe dann noch mehr beschlagen. Nach kurzem Antritt wollte ich das Stützfahrwerk einziehen und bemerkte beim nächsten Abkippen nach rechts, daß es wohl ein wenig zu früh war: Bevor ich irgendwie reagieren konnte, lag ich schon auf der rechten Seite und schlitterte Richtung Straßenrand. Die Verkleidung hatte erstaunlicherweise kaum Kratzer abbekommen ( wohl auch dank der nassen Fahrbahn ), allerdings funktionierte das Fahrwerk danach nicht mehr richtig, sodaß ich meinen zweiten Lauf leider abblasen mußte.
Leider war diese WM zu sehr in Richtung Alltagstauglichkeit gegangen, wodurch die Kurse bis auf den 200m-Sprint nicht für Vollverkleidungen geeignet waren. Demzufolge gab es in dieser traditionellen Königsklasse der HPVs nur extrem wenig Konkurrenz. So wenig, daß diese Klasse eigentlich hätte gecancelt werden müssen, was aber gerade auch für die Zuschauer sehr traurig gewesen wäre. Bleibt also zu hoffen, daß die nächste WM bzw. EM wieder rennmäßiger ausgelegt wird und sich dann durch mehr Teilnehmer auch erst gar keine Probleme mehr ergeben können bezüglich minimale Teilnehmerzahl einer Klasse.