Konzept
Wie kam das Konzept mit den eingehängten Verkleidungshälften zustande ?

  Eigentlich wollte ich die sturzgefährdeten Bereiche in Form von bündig eingelassenen "Sturzplatten" auswechselbar gestalten. Allerdings wären diese Platten recht groß geworden und durch den nicht ganz zu vermeidenden Übergang zur übrigen Verkleidung aerodynamisch problematisch geworden ( Stichwort Grenzschicht ). Somit habe ich mich dann schließlich für komplett auswechselbare Hälften entschieden.

Was ist das statische Grundkonzept ?

  Ein Rahmenstummel, in den Steuerrohr, Tretlager und Zwischengetriebe eingebaut sind, ist ebenso wie die Sitzschale verklebt mit der tragenden Karosse, an der direkt das Hinterrad befestigt ist.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen MS1 und MS2 ?

  Bis auf gewisse äußerliche Ähnlichkeiten stellt MS2 eine komplette Neuentwicklung dar. Die Form wurde insbesondere im oberen vorderen Teil ( die Hutzen für die Fußspitzen ) übernommen, ebenso wurde die Sitzposition nur minimal verändert.

Welches Bremssystem ist in MS2 montiert ?

  Wegen der langen Wege und teils engen Radien kam nur ein hydraulisches System in Frage. Außerdem bestand das Problem, daß die Oberschenkel Kontakt mit einer zu breiten Bremse bekommen würden. Daher war die einzig mögliche Bremse die Magura HS77.

Wurden auch im Inneren Faserverbundmaterialien verwendet ?

  Gibt es auch andere Möglichkeiten ;-)? Ich habe mit Metallverarbeitung nicht viel am Hut und verwende derartige Sachen nur bei extremer punktueller Belastung ( Beispiel : Die Ratsche für den Fahrwerksdrehgriff ). Aus FVK-Materialien bestehen u.a. die Verkleidungs-, Karossen- und Rahmenteile, Gabel, Sitz, Lenker, Landefahrwerksteile, etc.

Wie wurde die Konstruktion "selbsttragende Karosse" berechnet bzw. dimensioniert ?

  Zu Beginn der Planungen war auch im Gespräch, das Problem in Form einer Diplomarbeit mit der FE-Methode zu lösen bzw. zu optimieren. Nach langwierigen Überlegungen wurde mir jedoch klar, daß Modellversuche hierfür die bessere und v.a. schnellere Methode darstellten. Somit wurde ein 1:10-Modell gebaut und daran verschiedene Belastungen simuliert. Die Problemzonen konnten dabei sehr schnell und einfach lokalisiert und optimiert werden.

Besitzt MS2 eine Federung ?

  Um die Verkleidung möglichst weit runterführen zu können, wurde diesmal auf eine Federung verzichtet. Allerdings bietet die Konstruktion an sich, gepaart mit den dämpfenden Eigenschaften von FVK-Werkstoffen durchaus ein gewißes Absorptionsvermögen, sodaß das "Feeling" bei normalen Straßenbeschaffenheiten als angenehm bezeichnet werden kann ( es kommt natürlich auf den angelegten Maßstab an: ein mögliches Urteil der 20cm Federweg gewohnten Ostrad-Leute könnte auch lauten: "bretthart" ... ).

Wie sieht´s mit dem Schutz bei Unfällen aus ?

  Bei direktem Kontakt mit dem Feind ( sprich Kfz, LKW oder Mauern, .. ) sieht´s wahrscheinlich übel aus. Aber nach ausgiebigen ( unfreiwilligen ) Crashtests mit MS1 bin ich bislang immer nur auf die Seite gekippt und darauf dann bis zum Stillstand gerutscht. Bei MS2 kann ich ohne fremde Hilfe aussteigen, auch wenn ich auf der Seite liege, da die Tür nun oben liegt . Die Festigkeit und Steifigkeit der Einheit Karosse / Sitz / Rahmen / Verkleidung ist bei MS2 um ein vielfaches höher als bei MS1. Auch bei einem Abflug mit MS2 bei über 60km/h inkl. Einschlag in eine Betonbegrenzung konnte mittlerweile ( leider ) der Schutz der tragenden Innenkarosse - sowie von mir selbst - getestet werden. Es mußten lediglich einige Abschnitte der Außenhaut ersetzt werden.

Aerodynamik
Wie groß ist der Luftwiderstand ?

  cW*A beträgt 0,0225, was bei einer Stirnfläche von etwa 0,335 m˛ einem cW-Wert von 0,067 entspricht.

Wie sieht`s mit dem Seitenwindproblem aus ?

  Auch dieses Problem wurde im Windkanal eingehend analysiert und mit Hilfe von Dr. Andreas Fuchs von der Hochschule für Technik und Architektur Bern auf theoretischem Wege in die Fahrwerksgeometrie eingerechnet. Es wurden außerdem mehrere Formvarianten getestet und diejenige schließlich ausgewählt, die den besten Kompromiß aus Luftwiderstand und Seitenwindanfälligkeit ergab.

Wie sieht´s mit der Belüftung aus ?

  Nun, hier war ich durch die elektrisch verstellbare Kopfhaube bei MS1 besonders verwöhnt und habe beim neuen Modell wahrscheinlich v.a. bei geringen Geschwindigkeiten mit geringerer Frischluftzufuhr zu kämpfen. Bei höheren Geschwindigkeiten, bei denen die Kopfhaube sowieso geschlossen ist, erreiche ich aber durch den Lufteinlaß kurz vorm Visier und Leitung durch den Lenker direkt vor den Mund optimale Werte. Außerdem habe ich noch 3 kleine Einläße direkt am Visier, die ein Beschlagen verhindern . Dazu wird das Visier auch noch innen mit einem Anti-Beschlag-Spray sowie außen mit Spülmittel behandelt, wodurch auch Regentropfen sofort einen dünnen und durchsichtigen Film bilden. Zugegebenermaßen war für Regenfahrten aber ein leichtes Anheben der Kopfhaube bei MS1 optimal, auch wenn dies einen Anstieg des cw-Wertes von mind. 50 % zur Folge hatte.

Sind die Laufräder im Innern auch verkleidet ?

  Um Verwirbelungen im Innern zu vermeiden, sind auch die Laufräder verkleidet mit ultraleichten GFK-Sandwich-Platten.

Um wieviel verschlechtern die Rückspiegel die Aerodynamik ?

  Der cW-Wert steigt trotz der geringen Stirnfläche der Spiegel um etwa 10% auf 0,077 ( der Einzel-cW-Wert liegt bei etwa 0,4 ). Bei gleicher Leistung entspricht dies z.B. einer Geschwindigkeitsreduzierung von 82 auf 80km/h.

Antrieb
Welcher Antrieb verbirgt sich unter der Karosse ?

  Vorderradantrieb, Rohloff-Nabe in OEM-Version ( für Rahmen mit verlängertem linken Ausfallende zur Drehmomentabstützung ), Rohloff-Ketten, Zwischengetriebe ( tune-Kassettenkörper ) im "Rahmen" integriert.

Hat die Rohloff-Nabe denn nicht viel zu viel Widerstand, um konkurrenzfähig zu sein ?

  Ob die Nabe mehr oder weniger Widerstand als Antriebe mit konventioneller Kettenschaltung hat, kann pauschal nicht beantwortet werden. Je nach gewähltem Gang, Leistung, Verschleißzustand, etc. kann durchaus auch die Rohloff-Nabe im Vorteil sein.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Rohloff-Nabe mit sich ?

  Siehe hierzu die Extraseite zur Rohloff-Nabe !

Besitzt die Kraftübertragung Einfluß auf die Lenkung ?

  Die Position des Zwischengetriebes wurde mit Hilfe von Autocad so optimiert , daß die Lenkung nicht spürbar beeinflußt wird.

Können die Beine beim Pedalieren trotz des Vorderradantriebs eng genug geführt werden ?

  Das war ein Punkt, der sehr viel Kopfzerbrechen bereitet hat, denn ich bin vom Rennradfahren gewohnt, die Knie sehr eng zu führen. Somit habe ich das Zwischengetriebe in den "Rahmen" verlegt und um jeden mm Rahmenbreite gekämpft. Herausgekommen ist ein extrem schmaler Antrieb, der noch dazu im Bereich des Zwischengetriebes komplett abgekapselt ist.

Welche Übersetzung hat der größte Gang ?

  Etwa 8,7 fach, was aber durch das kleine 20Zoll-Vorderrad wieder reduziert wird. Umgerechnet aufs Rennrad 6,1 fach oder 67/11. Anders ausgedrückt kann man mit 116 Kurbelumdrehungen 100 km/h fahren.

Gewicht
Wieviel wiegt es ?

  Das Gesamtgewicht liegt unter 16 kg.

Wie schwer ist die Verkleidung alleine ?

  Diese Frage ist nicht mit einer einfachen Gewichtsangabe zu beantworten, denn in diesem Fall ist die Verkleidung nicht ( wie normalerweise bei anderen vollverkl. Rädern ) selbsttragend. Die Verkleidung besteht bis auf die Tür und das Heck aus zwei Hälften, die auf die tragende Karosse eingehängt werden. Diese Karosse hat schon ( im mittl. Teil ) eine ähnliche Form wie die Verkleidung und besitzt neben der Hauptfunktion Tragen ( ein Rahmen im herkömmlichen Sinne existiert hier nicht ) die Aufgabe die Verkleidung in Form zu halten. Demzufolge sind die etwa 2,6 kg für die Außenteile nicht direkt zu vergleichen mit anderen Verkleidungen ( z.B. MS1 inkl. verstellbare Kopfhaube 5,2 kg ).

Aus welchem Material besteht die äußere Verkleidung ?

  Um das extrem geringe Gewicht zu ermöglichen, wurde auf eine Deckschicht verzichtet und direkt 80g-Glasgewebe mit gelb gefärbtem Epoxydharz getränkt ( beim Heck nur 49 g Glas ). Darüber liegt eine 2mm-Aramidwabe sowie als Innenschicht 36g Aramid. Im Schulter- und Hüftbereich wurde wegen der hohen Belastung bei Stürzen noch eine Lage 110 g Aramid einlaminiert.

Aus welchem Material besteht die Karosse ( unter der Verkleidung ) ?

  Auch hier wurde eine 2mm-Aramidwabe verwendet. Als Außenlagen kamen verschiedene Carbongewebe wie z.B. 125g-Atlas, 93g-Leinwand, 160g Köper oder 140g UD zum Einsatz, innen zusätzlich noch 68g Carbon/Kevlar-Hybridgewebe.

Landefahrwerk
Wie funktioniert das einziehbare Fahrwerk ?

  Am Lenker befindet sich ein Drehgriff mit Ratsche, die mit einem kleinen Hebel zu entriegeln ist. Vom Griff verläuft ein Seil durch den Lenker und unterm Sitz durch zu einem "Verteiler", der den Seilzug in 6 Richtungen verteilt: pro Seite jeweils: Einziehen des Fahrwerkarms, Arretieren / Lösen des Arms, Einziehen der Klappe in der Verkleidung.

Wieviel Mehrgewicht bringt das einziehbare Fahrwerk mit sich ?

  ca. 1000 g.

Welche Vorteile bietet das Stützfahrwerk ?

  Das Rad steht sicher beim Ein- und Ausstieg und die Beine können bei Starts und Stops in den Pedalen bleiben. Auch langsame Fahrmanöver um enge Kurven oder ganz langsam auf eine Ampel zufahren sind sehr einfach , da das Fahrwerk hierbei zur Sicherheit ausgefahren bleiben kann. Details.

Hat der Fahrer eine Kontrollmöglichkeit, ob die Arme ein- oder ausgefahren sind ?

  Jeder Fahrwerksarm betätigt, wenn er komplett ausgefahren ist, einen Schalter, der mit einer Leuchtdiode im Cockpit verbunden ist.